Ein guter Züchter:
- züchtet max. zwei Rassen
- gibt eine Gesundheits-Garantie
- testet seine Hunde auf alle Krankheiten und züchtet nur mit absolut gesunden Hunden
- gibt seine Welpen nicht an Jedermann ab
- nimmt jederzeit einen Hund, den er verkauft hat wieder zurück, egal aus welchem Grund
- gibt pet-quality (nicht zur Zucht geeignete) Welpen nur mit Kastrationsvereinbarung oder bereits kastriert ab
- hält die Hunde im Haus / hat keine Zwinger
- lässt jederzeit Besuch zu den Welpen und der Hündin
- und so weiter
- und so fort
Check-Listen wie diese findet man zu
Hauf und gerade eben habe ich wieder eine solche auf Facebook
gefunden mit dem Aufruf, dass sich Thai Ridgeback Züchter, die sich
an diese und weitere Richtlinien halten, melden sollen um eine Liste
„guter, verantwortungsbewusster Züchter“ zu erstellen.
Nun ich bin gespannt, wie viele sich
melden werden ;), weil ich eigentlich keinen Züchter kenne, der
dieser sehr ausführlichen Auflistung entspricht – mich selbst
eingeschlossen.
Ich halte diese Check-Listen sowieso
nicht für sinnvoll, da sie zu allgemein gehalten sind und ein
Idealbild zeichnen, dem man eigentlich gar nicht entsprechen kann.
Man müsste schon lügen oder zumindest ein bisschen was beschönigen
um sich der öffentlichen Meinung als perfekter Züchter präsentieren
zu können (weil wer ist schon perfekt?).
Diese Guter-Züchter-Merkmale sind –
meiner Meinung nach - zu pauschal und berücksichtigen die jeweilige
Gesamtsituation nicht.
Greifen wir als Beispiel einmal ein
paar Punkte heraus:
Ein guter Züchter züchtet maximal zwei Rassen?
Früher hieß es überhaupt nur eine
Rasse, plötzlich sind zwei ok, aber drei nicht mehr? Natürlich
erkennt man einen Hunde-Vermehrer daran, dass er sämtliche
Moderassen im Angebot hat. Aber ob ein Liebhaberzüchter nun 1, 2, 3
oder 4 Rassen hält und züchtet, sagt alleine noch nichts aus. Viel
wichtiger sind Fragen wie: Wie gut kennt er sich mit den jeweiligen
Rassen aus? Wie viele Hunde hat er? Wie oft wirft eine Hündin?...
Was wenn jemand ein großer Fan von mehreren Rassen ist und 3 oder 4
Hündinnen verschiedener Rassen hält, über die Jahre mit jeder 1-2
Würfe macht und sich extrem gut mit allen Rassen auskennt? Ist das
ein schlechterer Züchter als jemand, der 10 Hündinnen einer Rasse
hält von der er trotzdem keine Ahnung hat und einen Wurf nach dem
anderen macht? Sicher nicht!
Ein guter Züchter gibt eine Gesundheitsgarantie?
Ist er Hellseher? Ein Hund ist ein
Lebewesen und kein einwandfreies Produkt. Lebewesen können auch
krank werden. Krank zu werden heißt nicht gleich aus schlechter
Zucht zu stammen, sondern hat auch wesentlich etwas mit der späteren
Umwelt zu tun!
Ich persönlich garantiere in meinen
Verträgen, dass mir keine Mängel oder Krankheiten bekannt sind und
dass ein Tierarzt ebenfalls bestätigt hat, dass der Hund gesund ist
bzw. weise ich deutlich darauf hin, falls mir doch ein Mangel bekannt
ist. Sollte etwas mit dem Hund sein, kann man natürlich über alles
reden, aber ich kann um Gottes willen nicht dafür haften, wenn der
Welpe ein halbes Jahr später Durchfall bekommt, weil er irgendeinen
Mist gefressen hat.
Bleiben wir bei den Krankheiten:
Ein guter Züchter testet auf alle Krankheiten und züchtet nur mit 100% gesunden Hunden?
Auf alle Krankheiten!? Es gibt ca. 400
bekannte Erbkrankheiten bei Hunden. Niemand kann es sich leisten auf
ALLE Erbkrankheiten zu testen und selbst wenn, grenzt es in meinen
Augen an Tierquälerei seinem Hund 399 unnötige Untersuchungen
zuzumuten. Ich weiß auch nicht, ob man überhaupt auf alle diese
Krankheiten testen kann. Ein guter Züchter hält sich zu aller erst
einmal an die Zuchtordnung und testet auf das, was vom Club
vorgeschrieben wird. Natürlich kann man auch mehr machen, wenn man
es für wichtig hält. Eine DS-Untersuchung beim Thai Ridgeback ist
in Österreich z.B. nicht Pflicht, aber versteht sich – meiner
Meinung nach – von selbst. Je nach Risiko in der Rasse oder der
speziellen Linie können zusätzliche Tests notwendig sein.
Im Übrigen können viele Krankheiten
erst festgestellt werden, wenn der Hund älter ist und vielleicht
schon eine Nachzucht hat. Ein super gesunder 2jähriger Hund ist
nicht zwangsläufig mit 8 Jahren immer noch gesund! Seinen jungen
Hund auf 400 Krankheiten zu testen machte einen also nicht
automatisch zum guten Züchter.
Und jemand der mit einem nicht 100%
gesunden Hund züchtet ist auch nicht automatisch ein schlechter
Züchter! Wenn es einen Gentest für ein autosomal-rezessiv
vererbbare Krankheit gibt, kann man auch mit erkrankten Hunden
züchten, sofern man diese mit genetisch freien Partnern verpaart. In
diesem Fall wird keiner der Welpen erkranken, vererbt die Krankheit
aber weiter und muss seinerseits wieder mit einem freien Partner
verpaart werden. Ob das Sinn macht oder nicht hängt von viele
Faktoren, wie die Größe des Genpools, die Häufigkeit der
Krankheit, den anderen Qualitäten des jeweiligen Hundes, ob die
Welpen in die Zucht kommen uvm. ab, kann man also pauschal überhaupt
nicht sagen!
Es gibt auch unzählige Krankheiten,
die nicht erblich sind und einen Zuchteinsatz nicht automatisch
ausschließen. Wichtig ist aber, dass die Hunde fit genug sind um
Deckakt, Trächtigkeit, Geburt und Welpenaufzucht unbeschadet
überstehen zu können. Eine schwache Hündin sollte natürlich nicht
belegt werden und einem Rüden, der nur mehr am Zahnfleisch daher
kriecht, sollte man vielleicht auch nicht unbedingt eine läufige
Hündin hin stellen (nicht nur wegen dem Stress, auch die
Spermienqualität könnte negativ beeinflusst sein).
Ein guter Züchter gibt nicht jedem einen Hund?
Das stimmt! Einen schlechten Züchter
erkennt man daran, dass er jedem ohne zu fragen, einen Hund auf's
Aug' drückt. Aber woher soll der gute Züchter immer genau wissen,
wem man einen Welpen geben kann und wem nicht. Ich bin wirklich schon
extrem übervorsichtig, sodass es mir fast schon peinlich ist, welche
intimen Fragen ich den Leuten stelle... aber man kann den Leuten nur
vor den Kopf schauen und im Zweifelsfall muss das Gefühl
entscheiden. Da kann man eben auch mal daneben liegen.
Ein guter Züchter nimmt jederzeit einen Hund zurück egal aus welchem Grund?
Nein! Fast kein Züchter den ich kenne,
nimmt jederzeit einen Hund zurück, den er verkauft hat und ich habe
damit auch aufgehört. Nachdem ich drei Hunde zurück genommen habe –
einmal wegen Angstaggression (Amasindra), einmal wegen Trennung
(Thao) und einmal weil er nicht alleine sein konnte (Haku), habe ich
bemerkt, ich kann sie dann nicht noch einmal abgeben. Einer, der
wieder zurück gekommen ist hat meistens ein Problem und ist schwerer
vermittelbar und sobald man anfängt an dem Problem zu arbeiten baut
man eine Bindung auf. Man weiß bereits was schief gehen kann, man
kennt den Hund immer besser, er ist kein unbeschriebenes, kleines,
süßes Blatt mehr, wie der Welpe den man hat gehen lassen... da
wächst die Übervorsicht noch weiter an bis es niemand mehr gibt, dem man diesen Hund anvertrauen möchte. Aber wenn man züchten
möchte, dann kann man nicht das ganze Haus voller mehr oder weniger
Problemhunde haben!
Die meisten Erstzüchter nehmen
verantwortungsbewusst ihre Welpen wieder zurück, wenn etwas schief
läuft. Aber wenn man einmal damit anfängt wird es zu einer
Patentlösung für unzufriedene Welpenkäufer (und solche wird es
auch immer geben). Ich bin der Meinung, dass Hunde nun mal hin und
wieder Probleme machen, egal wie perfekt sie gezüchtet wurden und
wie gewissenhaft die Käufer ausgewählt wurden. Die Käufer
adoptieren den Welpen, es ist dann ihr Hund und seine Probleme sind
ihre Probleme. Da kann und soll man gerne hilfreich mit Rat und Tat
zur Seite stehen und im schlimmsten Fall auch bei einer Vermittlung
helfen, aber man kann nicht alle Probleme wieder auf seine Schultern
nehmen.
Natürlich würde ich im Notfall einen
Hund zurücknehmen, wenn es nicht anders geht und ich die Möglichkeit
dazu habe. Aber die Betonung liegt auf WENN ES NICHT ANDERS GEHT.
Also nicht jederzeit und natürlich und bringt mir nur alle eure
Hunde sobald das geringste Problem auftaucht.
Ganz besonders kontrovers finde ich den
Punkt, dass nicht zur Zucht geeignete Welpen kastriert werden müssen
oder noch viel, viel schlimmer bereits frühkastriert abgegeben
werden. Ich bin absolut gegen unüberlegte Kastrationen und gegen Frühkastrationen sowieso. Da mag jetzt jeder seine
eigene Meinung haben und es bedarf eines eigenen Artikels das Thema
zu erörtern, aber niemals würde ich bei einem Züchter kaufen, der
von mir verlangt derart in die Entwicklung meines Hundes
einzugreifen! Und als Züchter steht in meinen Verträgen aus diesem
Grund sogar genau das Gegenteil – nämlich dass der Hund eben NICHT
ohne vernünftigen Grund kastriert werden darf, egal ob für die
Zucht geeignet oder nicht, hier geht es nicht um Empfängnisverhütung
sondern um das Wohlbefinden des Hundes. Die Entscheidung für eine
Kastration muss immer individuell getroffen werden und das erst wenn
die Verhaltensentwicklung abgeschlossen ist – also NACH der
Pubertät!
Das sind mal nur ein paar Denkanstöße.
Ich habe z.B. auch mehrere Hunde aus Zwinger-Zuchten gekauft und bin
sehr zufrieden mit ihnen (und ihren Züchtern). Ich kenne auch
Hündinnen, die aggressiv ihre Welpen verteidigen, was nichts darüber
aussagt, ob sie auch sonst aggressiv sind und/oder ob sie aggressives
Verhalten vererben und so weiter und so fort.
Nicht nur aus Züchter-Sicht, vor allem auch aus
Sicht einer Welpenkäuferin bin ich gegen Pauschalisierungen über
gute und schlechte Züchter. Man kann es nicht in Check-Listen
zusammen fassen, was den Einen vom Anderen unterscheidet.
Viel wichtiger als die oben genannten
Punkte ist das Bauchgefühl. Hundekauf ist Vertrauenssache und ich
glaube außerdem sehr fest daran, dass sich Hund und Mensch schon so
finden wie es passt.
Ein guter Züchter ist ein Mensch mit
dem man gerne in Kontakt ist und der einen liebevollen, vertrauten
Umgang mit seinen Hunden hat, der seine Sache nach bestem Wissen und
Gewissen macht, der Entscheidungen (z.B. Deckrüdenwahl,
gesundheitliche Tests, Impfschema, Fütterung...) schlüssig
begründen kann und dazu steht warum er dieses oder jenes so oder so
macht.
Ein guter Züchter nimmt die Sache sehr
ernst, züchtet nicht wegen dem Geld, sondern aus Liebe zur Rasse und
der Freude an der Welpenaufzucht (sollte er trotzdem dabei tatsächlich was verdienen, ist er aber auch nicht gleich ein böser, sondern vor allem ein beneidenswerter Züchter ;).
Aber vor allem ist er ehrlich und
weist auch auf mögliche Probleme hin und darauf was in seiner Zucht
vielleicht einmal nicht ganz so perfekt gelaufen ist.
Ein Züchter, der von sich behauptet
alles perfekt zu machen ist mit großer Wahrscheinlichkeit eben nicht
ehrlich und hat einfach eine „Guter-Züchter-Liste“ zur Hand
genommen um Ihnen erzählen zu können, was sie hören wollen.
Übrigens: Die
Guter-Thai-Ridgeback-Züchter-Check-Liste wurde gestern Nachmittag
eingestellt und in den letzten 33 Stunden hat sich kein Züchter
gemeldet, der deren Kriterien entspricht.
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