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FCI Gruppe 1
Sektion 1: Berger de Picardie
Andere Namen: (Berger) Picard, Picardischer
Schäferhund
Ursprungsland: Frankreich
FCI Nummer: 176[1]
Gewicht: 23 - 32 kg[2]
Größe: Rüden: 60 - 65 cm, Hündinnen: 55 - 60 cm[3]
Ohren: aufrecht getragen, hoch angesetzt
Augen: mittelgroß, dunkel
Rute: bis zum Sprunggelenk, mit leichter Krümmung
Fell: hart, mittellang, muss unter den Fingern
knirschen, feine Unterwolle
Farbe: grau, grau-schwarz, grau-blau, grau-rot,
braun ohne große weiße Abzeichen
Der Berger Picard ist die unbekannteste der vier von
der FCI anerkannten Hirtenhunderassen Frankreichs. Neben dem Picard gibt es
noch den Berger de Brie (Briard), den Beauceron und den kleineren Berger de
Pyrénées.
Die Ursprünge des Picardischen Schäferhundes sind
bis heute unklar, da früher alle rauhaarigen Hüte- und Treibhunde in
Nordfrankreich "Picard" und im französischen Teil Belgiens
"Bouvier" genannt wurden.[4]
So sagte Willi Schneider einst: "Folgt man den
Spuren des Berger de Picardie, dieses verlorenen Sohnes der französischen
Kynologie, so scheint es oft, als läge der Nebel seiner Heimat auch auf den
verworrenen Pfaden seiner Geschichte." [5]
Es existieren nur wenige Zeugnisse in der Kunst und
Literatur, die Aufschluss über die Entwicklung dieser Rasse geben können. Fest
steht allerdings, dass direkte Vorfahren des Picards mindestens seit dem 16.
Jahrhundert als eigener Hütehundeschlag in Frankreich lebten.
Man nimmt an, dass sämtliche rauhaarige Hüte- und
Treibhunde des Großraums Frankreich, Belgien, Holland, also Picards, Laekenois,
Bouvier des Flandres, Bouvier des Ardennes und Rauhhaariger Holländischer
Schäferhund, den selben Wurzeln entsprangen. Wobei der Picard und der heute vom
Aussterben bedrohte Bouvier des Ardennes vermutlich den ursprünglichen Typ
darstellen.
Die zuvor nur als Arbeitshunde gehaltenen Picards
wurden erstmals zur Wende von 19. zu 20. Jahrhundert auch auf Ausstellungen
präsentiert. Die französische Kynologie nahm aber bis in die 20er Jahre kaum
Notiz von dieser Rasse.
Schließlich wurde aber durch die vereinten
Anstrengungen von Robert Fontaine, dem Vizepräsidenten des Clubs St. Hubert du
Nord, und seinen Mitstreitern, die sich intensiv für den Picard einsetzten, die
offizielle Anerkennung durch die FCI. Der erste Weltkrieg unterbrach jedoch
ihre Bemühungen.
1925 erkannten der Club Français du Chien de Berger
und die Société Central Canine den Picard als offizielle französische Hütehunderasse
an. So erlebte die Rasse in der Zwischenkriegszeit eine kurze Blüte.
Der zweite Weltkrieg und die Besatzungsjahre
1940-1944 machten die Aufbaujahre zunichte und der Rasse fast den gar aus. Nach
dem Krieg machte sich der Züchter Jean Cotté aus Amiens auf Bauernhöfen auf die
Suche nach überlebenden Hunden dieses Typs und
kreuzte seine Findlinge mit Bouvier des Flandres. Aus diesem Zucht
stammen die Hündin "Radjah de la Bohème" und der Rüde "Wax de la
Bohème". Diese Hunde gelten als die Stammeltern der Rasse; Cotté startete
mit ihnen im Zwinger "de la Bohème" den Neuaufbau des Picard. Nahezu
alle heutigen Rassevertreter lassen sich zumindest auf dem Papier auf Radjah
und Wax zurückführen - zumindest auf dem Papier, denn bis heute bestehen
Zweifel an der Richtigkeit der damaligen Stammbucheintragungen. In den 50er
Jahren kamen dann noch zwei weitere Zuchtstätten hinzu, "du Clos des
Ardents" (Frau Margueritat) und "des Hautes Chesneaux" (Herr und
Frau Hecquet). Diesen drei Zwingern ist es zu verdanken, dass die Rasse heute
noch existiert.
1953 wurde der "des
amateurs du
chien de Berger de Picardie" gegründet und die ersten 18 Picards ins
französische Hundezuchtbuch (LOF = Livre des Origines Français) eingetragen.
1954 fand die erste Spezialzuchtschau in Amiens
statt. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten im Klub und Streitigkeiten mit
der Société Central Canine (SCC) um den Eintritt verließen zahlreiche Züchter
den Klub und gaben die Rasse auf. Wieder war der Picard fast am Nullpunkt
angelangt.
1956 wurde die heute noch existierende Vereinigung
"Les Amis du Berger Picard" gegründet,
die 1959 von der SCC anerkannt wurde. Trotz dem
steigenden Interesse hatte die Rasse immer noch mit dem Problem zu kämpfen,
dass sie auf einer Inzuchtspopulation aufgebaut wurde. Der erste im LOF
eingetragene Wurf wies einen Inzuchtskoeffizienten[6]
von 37,5 %, ein 1958 eingetragener Wurf sogar von 53,12 % auf. Der
"Ahnenverlustskoeffizient" dieses Wurfes betrug 19,35 %, das heißt in
fünf Generationen sind statt 62 möglichen verschiedenen Ahnen nur noch zwölf zu
finden. Den Züchtern Sénécat ("du Grand Tarsac") und Lampert
("de la Franche Pierre") gelang es, den hohen Inzuchtskoeffizienten
bis Anfang der 60er Jahre auf ungefähr 20 % zu senken.
Zucht in Frankreich heute
Der Picard war lange Zeit nur regional bekannt und
verbreitet und steht heute noch auch in
seinem Heimatland im Schatten von Briard und Beauceron. Dies beweist das
Zuchtregister der SCC, in dem 1988 ungefähr 50.000 in Frankreich lebende
Briards, ungefähr 30.000 Beaucerons und nur Picards eingetragen sind, bis heute
sind es in etwa 7000. In den 80ern wurden circa 300 Welpen pro Jahr
registriert, seit 1990 ist die Entwicklung wieder leicht rückläufig.
Seit den 70er Jahren werden Picards auch ins Ausland
exportiert und auch dort gezüchtet. Der derzeitige Weltbestand wird auf
ungefähr 3000 Tiere geschätzt; so scheint die Zukunft der Rasse vorerst
gesichert zu sein.
Zucht in Deutschland: Hier werden diese Hunde,
betreut vom Club für französische Hirtenhunde, seit 1986 gezüchtet. Heute leben
etwa 300 Picardische Schäferhunde in der Bundesrepublik.
Zucht in Österreich: Als erster Picard kam 1983 die
Hündin "Unique de la Grignauderie" nach Österreich. Der erste Wurf
fiel 1987 im Zwinger "von der großen Linde", der zweite 1989.
Mittlerweile gibt es nur mehr den Zwinger "de la Vallée du Mouton"
der Familie Janes, in dem bis jetzt zehn Würfe gefallen sind.
Bis heute wurden circa 94 Welpen und Importe ins
ÖHZB eingetragen, Im Land leben aber nur etwa 30 Tiere, da die meisten ins
Ausland verkauft wurden.
Die
Rasse wurde bis vor etwa zwei Jahre vom "Verein für Französische
Schäferhunde in Österreich" betreut, heute untersteht sie direkt dem ÖKV.
Charakter:
"Das große Hundebuch" lobt den Charakter
des Picards: "Er ist kinderlieb, anhänglich, brav und treu, und man sieht
in ihm einen der besten Schutzhunde überhaupt."
Während die Autoren von "Hunderassen -
Merkmale, Haltung, Pflege" ihn weit kritischer beschreiben: " ...doch
gilt er als zu scharf und ist daher nur für Hundeführer zu empfehlen, die sich
durchsetzen können."
Er ist zwar Fremden gegenüber reserviert, aber verträglich
mit Kindern und anderen Hunden. Dieser Hund benötigt vor allem viel Bewegung,
konsequente, aber auch liebevolle Erziehung und menschliche Gesellschaft.
Heutige Verwendungsmöglichkeiten:
Familien- und Begleithund, Schutz-, Fährten-,
Rettungs- und Lawinenhund, Agility, Hundesport, Gehörlosenhund.
[1] Vgl. GRASSI R., D'AMIA S., NOVELLA PIERINI M.:
A.a.O., S.208.
[2] Vgl. GRASSI R., D'AMIA S., NOVELLA PIERINI M.:
A.a.O., S.208.
[3] Vgl. GRASSI R., D'AMIA S., NOVELLA PIERINI M.:
A.a.O., S.208.
[4] Vgl. Hunderevue, Ausgabe
3/1999, S. 39ff.
[5] Vgl. Hunderevue, Ausgabe
3/1999, S. 39ff.
[6] siehe Kapitel 5.2. (In-
und Linienzucht)
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