Freitag, 9. Mai 2014

Mali's Trainingsplan

Wie im letzten Artikel über das Training mit hyperaktiven Hunden bereits erwähnt, ist der Trainingsplan für jedes Mensch-Hund-Team anders und Mali's Training kann nur eines von unzähligen Beispielen sein.
Selbst das Training mit seinem Bruder Haku, der ebenfalls bei mir lebt und hyperaktive Tendenzen zeigt, weicht von Mali's Plan ab, da er eine andere Geschichte und mehr Vorkenntnisse hat und teilweise auf die Trainingsmethoden anders reagiert. Ich hab mich entschieden Mali's Training zu dokumentieren, weil ich da die Chance habe von Anfang an zu beginnen, hin und wieder gibt es sicher auch Beispiele von Haku.

Unser Plan ist auch kein starres Gebilde, das wir stur verfolgen werden. Im Laufe des Trainings ergeben sich immer wieder neue Ideen oder man stellt fest, das etwas nicht so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat und muss sich etwas Neues überlegen. 


Unser Plan


Ernährung

Mali wird roh gefüttert, ohne Getreide und mit einem erhöhten Kohlenhydratanteil.
Als Nahrungsergänzung bekommt er 5-HTP und einen Vitamin B-Komplex.
Auf das Was, Warum und Wieso werde ich später noch eingehen.

Ruhe und Entspannung

Hunde brauchen ca. 17 Stunden Schlaf am Tag! Ruhe und Entspannung ist wichtig, damit Stresshormone abgebaut werden können, aber auch damit Lernen überhaupt möglich ist. Nach jeder Trainingseinheit sollte der Hund sich ausruhen können, damit er das Gelernte im Schlaf verarbeiten kann.
  • Vorerst bleiben wir zu Hause, da er noch nicht so weit ist in der Stadt spazieren zu gehen oder mit dem Auto irgendwo hinzufahren.
  • Aufregende Aktivitäten werden gemieden.
  • Trainingseinheiten werden kurz gehalten.
  • Schwierige Situationen werden höchstens 2-3 mal die Woche trainiert, dazwischen sind Tage ohne spezielle Aktivität.
  • Er braucht viel Ruhe und Schlaf vor allem nach dem Training.
  • Entspannung wird konditioniert, entspannte Körperhaltung unter Signalkontrolle gebracht.


Beschäftigung

Natürlich braucht ein Hund auch Bewegung und Beschäftigung und kann nicht ständig von allem und jedem abgeschottet werden. Ich bin in der glücklichen Lage nicht spazieren gehen zu müssen, da wir einen großen Garten haben. Hier darf Mali natürlich rennen und mit seiner Mama Sookie spielen.
Das Spiel mit anderen Hunden kann für hyperaktive Hunde problematisch sein, weil es sehr aufregend ist und sie oft sehr wild spielen. Das ist für den Spielpartner nicht immer angenehm und es besteht die Gefahr, dass die Situation kippen kann und aus Spiel plötzlich Ernst wird.
Hyperaktive Hunde, die es nicht gewöhnt sind, sollten auf keinen Fall wild mit anderen spielen. Da aber Mali und Sookie seit seiner Geburt zusammen sind und die Spieleinheiten nichts Besonderes sind, ist das Spiel hier eine gute Möglichkeit sich körperlich zu betätigen.
Eine wichtige Beschäftigungsmöglichkeit ist Kauen und/oder Futter suchen. Kauen beruhigt und beschäftigt den Hund. Mali bekommt also viele Kauknochen, gefüllte Kongs und andere Möglichkeiten sich sein Futter zu erarbeiten. Intelligenzspiele spielen wir vorerst nicht, da er Angesichts von Futter noch zu überdreht ist um die Sache ruhig anzugehen.

Training

Mali lernt verschiedene sinnvolle Übungen, die uns helfen sollen Ruhe zu bewahren, wie z.B. auf einer Decke liegen, Fuss gehen, entspannte Körperhaltung usw. Hierfür trainiere ich mit ihm mit dem Clicker.

Hier lernt Mali den Clicker kennen und man bekommt auch schon eine kleine Vorstellung davon, wie er so drauf ist ;) Das Video ist schon älter, er ist da ca. 9 Monate alt.
Zuerst clicke ich einfach und gebe ihm ein Leckerli - egal was er tut. Er soll nur die Bedeutung des Clickers als Ankündigung für eine Belohnung kennen lernen. Schon im Verlauf der ersten Trainingseinheit fängt er an Platz anzubieten, deshalb gehe ich dann dazu über nur mehr zu clicken & zu belohnen, wenn er sich hinlegt. Jetzt lernt er, dass er auch was dafür tun muss, damit es Click & Belohnung gibt.


Hier die 2. Clickersession seit wir wieder angefangen haben vom 17.04.2014. 
Positives Training und die Erwartung von Futter kann auf Hunde stark aktivierend wirken - so auch hier ;) Ich verwende absichtlich weniger schmackhafte, größere Hundekeks und streue ihm mehrere davon hin, damit er beim Suchen und Kauen wieder ein wenig runterkommt. Die Übung ist jetzt, ins Platz zu gehen ohne dabei zu Bellen und zu Springen. Selbst mit Clicker (allerdings mit Handy & Leckerlis in der Hand) fällt mir das Timing schwer - wie man sieht "verclicke" ich mich auch des Öfteren. Ist aber nicht so schlimm, offensichtlich versteht er ja was ich von ihm möchte. Um zu verhindern, dass er ständig an mir hochspringt (was ziemlich schmerzhaft sein kann und mir in kürzester Zeit den Spaß an der Sache verderben würde) setze ich mich auf die Bank-Lehne: eine einfache Management-Lösung.
Ich bin schon sehr zufrieden mit diesem Erfolg. Bei der ersten Trainingseinheit wäre er noch fast an den Leckerlis erstickt ;)

Außerdem lernt er, immer zu warten, wenn er etwas möchte. z.B. Platz gehen und warten bevor ich ihn in den Garten lasse, er sein Futter bekommt usw. Dieser sogenannte "integrierte Gehorsam" führt dazu, dass er lernt, dass sich Geduld mehr auszahlt als herum zu zappeln und zu springen. Außerdem kann Gelerntes so leicht nebenbei wiederholt werden.
Schwierige Situationen, wie z.B. Geschirr anziehen, Besuch begrüßen u.ä. werden ganz langsam aufgebaut.

Unterstützende Methoden

Seit Kurzem bekommt er Bachblüten und ich wende meine neu erworbenen TTouch-Kenntnisse bei ihm an.

Meine Rolle

Besonders wichtig ist auch mein Verhalten ihm gegenüber. Mir ist erst vor Kurzem aufgefallen, dass ich nach dem anhaltenden Stress besonders des letzten Jahres, sehr hektisch bin, auch im Umgang mit meinen Hunden. Bei Kunden habe ich dieses Problem nicht, aber bei meinen eigenen Hunden erledige ich alles so flott wie möglich und verliere viel schneller die Geduld. Ich nehm dafür selber Bachblüten und hab mir vorgenommen jetzt alles was ich mit den Hunden mache bewusst zu tun und so langsam wie möglich - gar nicht einfach! Am Anfang ist es sehr anstrengend nicht nur darüber nachzudenken, was alles getan werden muss, sondern auch wie man es tut. Aber es wird ;)

Ziel

Unser mittelfristiges Ziel ist es, dass Mali sich allgemein leichter beruhigt und er in mäßig schwierigen Situationen (Besuch, an der Leine gehen usw.) kontrollierbar ist.
Erst wenn das klappt und er sich gerne das Geschirr anziehen lässt und dann im Garten ohne zu ziehen freudig an lockere Leine läuft, werden wir uns hinaus wagen, wo sich dann sicher ganz neue Herausforderungen ergeben werden, auf die ich mich aber auch schon sehr freue!




1 Kommentar:

  1. Mit Futtersuchen als adäquate Beschäftigung (v.a. als tolle Alternative zu Ballspielen etc, die einen Hund mit hyperaktiven Tendenzen ja nur aufpuschen) habe ich auch die besten Erfahrungen gemacht! Wir haben das Glück, neben unserem Garten eine riesige Wiese zu haben, wo ich Leckerlies verstreue. Auch das Liegen auf der Decke und alle Entspannungsanzeichen werden geklickert. Die allergrößten Probleme jedoch ergeben sich beim Spaziergang, wo ihn sehr viele Menschen begrüssen oder die Hunde zusammenlassen wollen, was wiederum total kontraproduktiv ist, und v.a. auch mit Besuchern, die zu uns kommen. Das ergibt ein Gebärden außer Rand und Band (ich rate jedem zum Ignorieren, aber das fällt vielen offensichtlich schwer) oder Gewinsel, wenn man ihn auf seine Decke schickt.
    Der Ansatz, an seiner inneren Ruhe zu arbeiten und mal einen Gang zurückzuschalten sollte nicht außer Acht gelassen werden, und spielt in meinem Leben eine zentrale Rolle, und ich hoffe, dass meine Einstellung dazu auch auf meinen Hund übergeht:)
    LG Tina

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