Sonntag, 28. September 2014

Mama, hast du mich lieb?

Eine Kundin von mir rief mich dieses Wochenende sehr verzweifelt an. Ihr Hund hatte eine "Auseinandersetzung" mit einem anderen Hund. Ich nenn es jetzt einfach mal "Auseinandersetzung", ich war nicht dabei und kann nicht sagen, was genau passiert ist, jedenfalls leben alle Beteiligten noch und der andere Hund hatte nicht mal einen Kratzer. Und auf das Übliche "die machen sich das schon aus" - "sei nicht so übervorsichtig" - "Maulkorb ist ja nicht nötig" - "Oh Schreck, ich hätte nicht gedacht, dass sowas etwas passiert"... möchte ich jetzt gar nicht näher eingehen, außer mit dem Hinweis, dass wenn der Besitzer die Hunde nicht zusammen lassen möchte, dann wird er seinen Grund haben! Und wenn man ihn überredet, es doch zu tun, dann sollte man auch mit den Konsequenzen leben.
Aber egal, darum geht es mir grad gar nicht so. Deshalb war meine Kundin auch gar nicht so verzweifelt, sondern weil die anwesenden Personen den Vorfall zum Anlass genommen haben, ihr ins Gewissen zu reden, der Hund sei gefährlich und sie solle ihn weggeben, als nächstes würde er ein Kind beißen (ich möchte noch einmal daran erinnern, dass nicht einmal der andere Hund gebissen wurde), man verstehe nicht, dass sie sich das Leben so einschränken lasse von einem Hund usw. usf.
Gut, dieser Hund ist kein einfacher Hund, das stimmt. Er hat schon eine lange Vorgeschichte und stammt aus zweiter oder dritter Hand, er hat so seine Baustellen und eigentlich wäre es Aufgabe der Besitzerin ihn immer sicher zu führen, sich also auch nicht überreden zu lassen ihn mit unbekannten Hunden zusammen zu lassen. Aber es ist ihr Hund! Ihr Familienmitglied! 
Man sagt nicht über ein Familienmitglied, es müsse weg!


Es gibt sicherlich Situationen, da ist es für alle Beteiligten besser, ein neues Zuhause für einen Hund zu suchen, keine Frage! Ich verurteile sicher niemand, der seinen Hund in gute, ausgesuchte Hände abgibt, wenn es - aus welchen Gründen auch immer - notwendig ist. Hunde können mit Besitzerwechsel meist sehr gut umgehen und wenn die Situation im neuen Zuhause besser ist, dann ist diese Option auch für den Hund nur von Vorteil!

Was ich verurteile sind Vertreter einer Wegwerfgesellschaft, die behaupten ihren Hund zu lieben, aber beim geringsten Anflug eines Problems heißt es "Der Hund muss weg!" und zwar lieber gestern als heute!
Und damit meine ich nicht nur Hunde, die ihren Menschen gegenüber aggressiv geworden sind, es geht auch um Hunde, die sich nicht von Fremden anfassen lassen, die keine anderen Hunde mögen, die nicht alleine bleiben können oder nicht stubenrein sind. Der Hund funktioniert nicht richtig, er muss kaputt sein, also weg damit!
Oder der Hund ist krank und es ist einem zu unbequem ihn auf Medikamente einzustellen oder was bei der jeweiligen Krankheit eben nötig ist. Das ist besonders praktisch, denn kranke Hunde kann man bedenkenlos einschläfern lassen.
Oder es ändern sich die Lebensumstände und es würde zu lange dauern eine neue Wohnung zu suchen, wo Hunde erlaubt sind oder wäre zu teuer einen Hundesitter zu holen, wenn man plötzlich länger arbeiten muss. Da wäre ein neues Zuhause natürlich schon besser.

Und dann lässt man sich noch bemitleiden, dass man den geliebten Hund abgeben musste, weil es "einfach nicht mehr ging".
Nein! Das war keine Liebe! Liebe ist bedingungslos! Wenn man seinen Hund nur liebt unter der Bedingung, dass das Leben mit ihm immer einfach ist, dann ist es keine Liebe!

Ich kann verstehen, dass es Situationen gibt, wenn man z.B. Angst vor seinem eigenen Hund hat, weil er aggressiv ist, da reicht Liebe alleine nicht aus um das wieder hin zu bekommen. Aber wer seinen Hund liebt, holt sich dann Hilfe!

Meine Kundin gibt ihren ach so gefährlichen Hund nicht weg, weil sie ihn liebt! Das ist nicht immer schön und bedeutet viel Arbeit, Kompromisse und Einschränkungen. 
Was soll ich sagen? Bei manchmal gefühlten 1000 Hunden, die man neben Altenpflege, Job und ein bißi Privatleben managen muss, erscheint mir die Vorstellung alle wegzaubern zu können hin und wieder auch ganz schmackhaft. Aber ich liebe sie! Und das bedeutet in guten wie in schlechten Zeiten! Auch wenn man mal überfordert ist, auch wenn's manchmal nervt, auch wenn man eine große Verantwortung und niemals Urlaub hat... das ist egal! Liebe ist bedingungslos!

Und dazu passend möchte ich die wunderbare Geschichte "Mama, hast du mich lieb?" teilen. 
Hier geht es um Kinder und die Geschichte wird auch in der Arbeit mit schwierigen Kindern verwendet (wo es ja einige auch oft ganz praktisch fänden, wenn das Kind einfach weg wäre). Natürlich ist ein Hund kein Kind und elterliche Liebe sollte doch einige Nummern größer sein, als die Liebe zu einem Haustier. Dennoch, es ist das gleiche Prinzip! 

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