Sonntag, 26. April 2015

Konditionieren vs. Kommunizieren

Zum gefühlten Dreimillionsten Mal bin ich letztens auf Facebook wieder einmal auf eine Diskussion über Hundeerziehungsmethoden gestoßen und wieder einmal wurden darin die Begriffe „Konditionierung“ und „Kommunikation“ völlig falsch verwendet.
Zwar ging es in dem eher gemäßigten Beitrag darum, dass man im Hundetraining beides braucht, trotzdem wurde es so dargestellt, als wäre das eine das Gegenteil vom anderen. Als würde man einen Hund ENTWEDER konditionieren ODER mit ihm kommunizieren. Die „Konditionierer“ stopfen ihre Hunde nur sinnlos mit Leckerli voll und setzen ihnen keinerlei Grenzen und die „Kommunizierer“ bedrängen ihre Hunde körperlich, schimpfen mit ihnen und sind der Meinung ein bestimmtes „Nein“ ist das wichtigste, was ein Hund zu hören bekommen soll.
Dann gibt es noch die, die beides wichtig finden. Sie „konditionieren“ ihre Hunde, wenn sie ihnen was beibringen und „kommunizieren“ (am liebsten in der hundlichen Körpersprache) aber klar und deutlich wenn der Hund in ihren Augen einen Fehler macht.

Wer mitdenkt dem wird schnell klar, hier geht es in Wirklichkeit überhaupt nicht um Konditionierung und Kommunikation, sondern vielmehr darum ob der Einsatz von Strafe (in welcher Form auch immer) im Hundetraining gerechtfertigt ist.
Diese Diskussion kommt nie vom Fleck. Schon gar nicht, wenn klar definierte Begriffe völlig sinnentfremdet in den Raum geworfen werden.


Konditionierung und Kommunikation einander gegenüberzustellen, ist schon allein deshalb ein Blödsinn weil beides eigentlich immer stattfindet, egal wie ich mit meinem Hund umgehe und welche Trainingsmethode ich verwende. Lernen ist in den meisten Fällen Konditionierung und eine Nicht-Kommunikation gibt es nicht. Also sind sie kein Gegenteil voneinander und die Worte allein beinhalten keinerlei Information über die Art wie und was konditioniert und/oder kommuniziert wird. Sie können also unmöglich eine bestimmte Trainingsmethode beschreiben.

Konditionierung

Konditionierung ist ein Begriff der Lerntheorie. Es bedeutet NICHT den Hund mit Leckerli vollzustopfen, es bedeutet NICHT, dass ausschließlich positiv gearbeitet wird, es bedeutet NICHT dass dabei keine Strafe verwendet wird, es bedeutet NICHT, dass ein Hund antiautoritär und ohne Grenzen erzogen wird... das Wort alleine hat überhaupt NICHTS mit der Trainingsmethode zu tun!

Wenn ich meinem Hund ein Leckerli gebe - ja das stimmt, dann konditioniere ich ihn.
Aber ich konditioniere ihn genauso, wenn ich ihm einen Leinenruck gebe, ihn bedränge, schlage... was auch immer ich unangenehmes hinzufüge.
Ich konditioniere ihn auch, wenn ich ihm etwas angenehmes wegnehme (z.B. den Sozialkontakt, wenn ich ihn ignoriere oder eine Beute, die ich ihm entreiße) und ich konditioniere ihn, wenn ich mit etwas unangenehmen aufhöre (z.B. eine tierärztliche Untersuchung beende).

Also bitte, ihr "Kommunizierer" was glaubt ihr, was ihr mit Euren Hunden macht, wenn Ihr Ihnen klar und deutlich sagt wo die Grenzen sind, sie körperlich bedrängt und einschüchtert, wenn es sein muss auch mal einen Klaps gebt...? Hoppla... alles KONDITIONIERUNG ;)


Kommunikation

Kommunikation ist der Austausch von Information. Sie erfordert einen Sender und einen Empfänger und das war's. Sobald mindestens zwei Individuen einander wahrnehmen kommunizieren sie - in welcher Form auch immer.
Paul Watzlawick beschreibt in seiner Kommunikationstheorie, die Unmöglichkeit, nicht zu kommunizieren. Jedes Verhalten hat kommunikativen Charakter und da man sich nicht nicht verhalten kann, kann man auch nicht nicht kommunizieren.
Selbst ein schlafender Hund teilt somit seinem Besitzer etwas mit - nämlich, dass er gerade schläft. Er hat es gesendet und der Besitzer hat es empfangen - ergo hat eine Kommunikation stattgefunden. Da wir also gar nicht mit unseren Hunden zusammen sein können ohne mit ihnen zu kommunizieren, kommuniziert man automatisch auch beim Training.
Ob ich meinen Hund nun anbrülle oder bequietsche, mit ihm rede wie mit einem Menschen oder versuche ihm gegenüber den Alphawolf raushängen zu lassen... sagt zwar vielleicht etwas über mich und meinen Charakter aus, aber Kommunikation ist es in jedem Fall.
Und *tataa* auch wenn ich clicker und meinem Hund ein Leckerli gebe, ist das, na was wohl... KOMMUNIKATION :)


So, das musste ich mir mal von der Seele schreiben, obwohl es eigentlich schon oft genug gesagt worden ist, auch mehrfach in besagter Facebook-Diskussion, weil es mich jedes mal auf's neue ärgert. Gut ist vielleicht nur Wortklauberei und nicht jeder kann wissen, wie die Begriffe Konditionierung und Kommunikation definiert sind... obwohl, wenn man versucht gescheit daher zu reden wär's natürlich nicht so schlecht ;)
Mir geht es darum, dass hier positiv arbeitende Hundetrainer als stumpfsinnige Futterautomaten dargestellt werden und ihre Hunde als einfache Reiz-Reaktions-Maschinen, während die Gegenseite ja eine richtige Beziehung auf Kommunikationsebene führt indem sie Hunde bedrängt, anzischt, "anstupst" oder was auch immer die so machen...
DAS ist einfach ärgerlich und vor allem nicht wahr. Und es wird nicht wahrer, wenn man die Bedeutung von "Konditionierung" und "Kommunikation" einfach nach eigenem Gutdünken verdreht.



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