Wie letztens angekündigt habe ich eine neue Artikelserie
geplant. Mal schauen was draus wird und ob ich es schaffe regelmäßig dazu etwas
zu schreiben, aber ich bin auf jeden Fall topmotiviert, weil ich denke, es ist
sinnvoller Lösungsvorschläge aufzuzeigen, als zu verurteilen.
Das Zitat, dass mich dazu inspiriert hat war in einer
Diskussion über die Sinnhaftigkeit bzw. die Natürlichkeit von positiver
Verstärkung.
Jemand hat gefragt: „Ob ein Clicker diese Situation noch retten könnte? (Tränen
lachendes Simely)“ Dazu wurde ein Video gepostet, dass leider nicht mehr
abrufbar ist. In dem Video war zu sehen wie in einer Tierklinik drei Damen sich
auf einen großen Hund (sah nach Bullmastiff aus) werfen und versuchen, ihm unter
Zwang die Krallen zu schneiden und es endet damit, dass der Hund mit einer der
Damen auf seinem Rücken „reitend“ das Weite sucht.
Zugegeben, es war recht witzig anzuschauen, obwohl die
Situation für den Hund vermutlich nicht ganz so witzig war.
Um die Frage zu beantworten: Vermutlich hätte der Clicker
diese Situation nicht retten können, denn wie ich immer betone, der Clicker ist
keine Wunder-Fernbedienung für Tiere. Der Hund hätte schon vorher seine
Bedeutung lernen müssen (siehe Konditionierung auf den Clicker) und zunächst in
positiven Situationen damit trainiert werden müssen.
Aber hat Gewalt die Situation gerettet? Offensichtlich
nicht, denn der Hund wurde locker mit drei Frauen fertig und konnte sich der
Situation entziehen und dafür musste er noch nicht mal aggressiv werden. Mit
Zwang kann man diese Situation nur dann retten, wenn man dem Hund körperlich
überlegen ist und/oder ihn so sehr einschüchtert, dass er sich nicht mehr traut
sich zu wehren.
Ein (medizinischer) Notfall ist in meinen Augen die einzige
Situation, in der der Zweck die Mittel heiligt und man einen Hund das antun
kann.
Aber Krallen schneiden ist kein Notfall! Im Allgemeinen ist
damit zu rechnen, dass das früher oder später notwendig sein kann und es ist
auch keine Tragödie, wenn der Hund mal vorübergehend zu lange Krallen hat. Also
kann man sich ruhig die Zeit nehmen, diese Situation positiv zu trainieren.
Dann kommt man gar nicht in eine Lage, in der sich drei Frauen auf einen
Hund werfen müssen und spart im Endeffekt extrem viel Zeit (und Nerven), wenn
Krallen kürzen völlig problemlos über die Bühne geht.
Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Gegenkonditionierung
Das Krallenschneiden wird mit etwas positiven verknüpft, in
der Regel ist das Futter, damit klappt es am schnellsten.
Bei einem Hund, der sehr gerne frisst und das
Krallenschneiden nicht ganz so fürchterlich findet dauert das meistens nicht
lange und man hätte es vielleicht sogar noch in der Situation in dem Video
anwenden können.
Am besten geht das zu zweit, dann braucht man auch keinen
Clicker oder sonst irgendwelche Hilfsmittel: Eine Person schneidet die Kralle,
die zweite Person schiebt dem Hund genau in diesem Moment ein Leckerli ins
Maul.
Ist man alleine, kann einem der Clicker oder in dem Fall
besser noch ein Markerwort (dafür braucht man keine extra Hand) helfen, den
richtigen Zeitpunkt zu markieren.
Bei meinen jetzigen Lundis habe ich es zum ersten Mal auch selbst so gemacht, wie ich es Kunden empfehlen würde ;)
Ylvie's Krallen habe ich auch noch unter zwang geschnitten *schäm* und das ging auch. Einem kleinen Hund ist man körperlich überlegen und mit der Zeit hat Ylvie dann auch begriffen, dass das eben sein muss.
Jolner und Crysella habe ich zusammen mit meiner Mutter von Anfang an gegenkonditioniert: Sie hat gefüttert während ich geschnitten habe. Inzwischen verwende ich ein Markerwort ("Braaav"), das eine ähnliche Bedeutung wie der Clicker hat, nur mit dem Unterschied, dass die Übung dann nicht beendet ist und das Leckerli direkt ins Maul serviert wird. Es bedeutet also "So ist's richtig! Bleib wie du bist".
Im Gegensatz zu Ylvie freuen sich die Beiden schon richtig, wenn ich die Krallenschere hole :)
In weiterer Folge muss man nicht unbedingt bei jeder Kralle belohnen, ich sehe aber keinen Grund damit aufzuhören, da die Sache so immer mehr positiv aufgeladen wird.
Desensibilisierung
So easy geht das leider nicht immer. Wenn der Hund nicht so
verfressen ist und/oder er Krallenschneiden sehr schlimm findet (häufig der
Fall, wenn es bis dahin unter Zwang erfolgt ist), dann muss man die
Gegenkonditionierung mit Desensibilisierung verbinden, also die Übung Schritt
für Schritt aufbauen.
In diesem Video zeigt Dr. Sophia Yin, dass es auch bei einem recht aggressiven Hund ziemlich schnell gehen kann, ihm beidzubringen, sich die Krallen schneiden zu lassen.
Natürlich ist das ein kleiner Hund und Dr. Sophia Yin eine Expertin. Also zu Hause bitte mehr Zeit lassen und keine aggressive Reaktion profozieren!
Ähnlich funktioniert die Sache, wenn man einen Dremel benutzen will. Hier muss der Hund zunächst einmal an das geräusch gewöhnt werden und dann kann man sich langsam Schritt für Schritt den Krallen nähern.
Trickkiste
Oder man geht die Sache völlig anders an und bringt dem Hund
bei, sich selbst die Krallen zu feilen.
Hier leistet ein Clicker nun wirklich gute Dienste.
Ein Kratzbrett ist schnell selbst gebastelt: einfach ein
Stück Sandpapier mit starkem Klebeband auf ein Brett kleben und los geht’s.
Man kann das Verhalten mit dem Clicker formen indem man für
jeden Schritt in die richtige Richtung clickt (Interesse am Brett, mit der
Pfote berühren, einmal Kratzen…) Kratzt der Hund nicht von selbst kann man das
Verhalten provozieren indem man z.B. ein Leckerli unter das Brett legt (man
kann auch mit einer Schmutzfangmatte beginnen, wenn das mit dem Brett zu
kompliziert ist – so lernt der Hund auch gleich sich die dreckigen Pfoten
abzuwischen ;) ).
Mit der Zeit werden dann langsam die Anforderungen
gesteigert – in diesem Fall soll der Hund länger kratzen bevor er ein Click und
Leckerli bekommt.
Hier ein kleines Video von Thao, das ich im Rahmen meines Adventkalenders auf Facebook hochgeladen habe:
Posted by Haustierberatung on Freitag, 18. Dezember 2015
Bei den Hinterpfoten ist die Sache dann schon etwas trickreicher und der Hund sollte bereits Erfahrung mit Shaping haben. Hier sind zwei Beispiele, wie man es trainieren kann (leider nur auf englisch):
Oft wird behauptet positives Hundetraining würde weiß Gott wie viel Zeit in Anspruch nehmen. Vor allem auch positive Trainer betonen das häufig und ich verstehe, dass so mancher Otto Normalverbraucher da abgeschreckt ist und lieber eine schnelle Lösung hätte. Aber gerade das Beispiel Krallenschneiden zeigt, dass es im Endeffekt nicht länger dauert. Im Gegenteil: Bei Ylvie musste ich die Prozedur schon Tage im Voraus planen und immer die Krallenschere in der Hosentasche haben, denn ich konnte sie nicht mehr einfangen, wenn sie bemerkt hatte was ich vor hatte.
Und wenn man wegen so einer Kleinigkeit wie Krallenpflege jedes mal zum Tierarzt gehen und vielleicht noch den Hund in Narkose legen muss, dann ist das nicht nur zeitaufwändiger als ein wenig Gegenkonditionierung und Desensibilisierung, sondern kostet auch noch Geld.
Es gibt also keinen Grund, die Sache nicht positiv aufzubauen!
Es gibt übrigens auch eine ganze Facebook-Gruppe zum Thema Krallenpflege: Nail Maintenance for Dogs
Klappt übrigens auch mit anderen Tieren :D
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Posted by Fashion Nails & Bellezza on Sonntag, 31. Januar 2016
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